Sie sind klein, mobil und praktisch: Seit 2019 gehören E-Scooter in vielen Städten zum normalen Straßenbild. Sie werden insbesondere von jüngeren Menschen genutzt, um in der City spontan und unkompliziert von A nach B zu kommen. Doch was die Sicherheit der Elektrokleinstfahrzeuge anbelangt, stehen E-Scooter in der Kritik: Die Unfallstatistik 2022 zeigt, dass E-Scooter-Unfälle mit Verletzungen sowie Todesfolge deutlich zunehmen. Woran das liegt und wie sich Unfälle verhindern lassen, lesen Sie hier.
E-Scooter – Unfallgefahr auf zwei Rädern?
Beim Thema E-Scooter scheiden sich die Geister: Für die einen sind die E-Tretroller eine wendige, kompakte und bequeme Alternative zum Fahrrad, für die anderen stellen E-Scooter ein ständiges Ärgernis im Straßenverkehr dar. In puncto Sicherheit der E-Scooter stellt die Unfallstatistik für das Jahr 2022 jedenfalls fest: Die E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden sind im Vergleich zu 2021 um rund 49 Prozent gestiegen.
Waren es im Vorjahr noch 5.535 Unfälle mit Personenschaden, bei denen E-Scooter beteiligt waren, gibt das Statistische Bundesamt für 2022 insgesamt 8.260 Unfälle an. Zwar macht dies nur 2,9 Prozent der Verkehrsunfälle insgesamt aus, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, die Tendenz steigt allerdings mit zunehmender Nutzung der Elektro-Tretroller.
In Summe wurden im Jahr 2022 bei E-Scooter-Unfällen 8.800 Personen verletzt – 1.234 davon schwer. Todesfälle ereigneten sich elf. Zehn der elf Toten waren selbst mit einem E-Scooter unterwegs. Dies gilt auch für rund 80 Prozent der bei den Zusammenstößen Verletzten. Von E-Scooter-Nutzenden geht demnach in erster Linie eine Eigengefährdung aus. Doch ebenso Personen ohne Elektro-Roller kamen bei solchen Unfällen zu Schaden.
Unfälle mit dem E-Scooter: Was sind die häufigsten Gründe?
Während knapp ein Drittel der E-Scooter-Fahrer laut Unfallstatistik 2022 allein verunglückt ist, waren bei 64 Prozent der Unfälle weitere Personen involviert. Am häufigsten kamen Kollisionen mit Autofahrern vor. Die Polizei stellte in vielen Fällen ein Fehlverhalten der E-Scooter-Fahrer als Unfallgrund fest, wobei zum Teil mehrere Gründe zusammenkamen:
- Rund 19 Prozent haben die Fahrbahn falsch benutzt.
- 18 Prozent waren alkoholisiert.
- 7 Prozent waren mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs.
Auch falsch abgestellte beziehungsweise herumliegende E-Scooter können eine Gefahr beispielsweise für Radfahrer darstellen. Aus diesem Grund haben manche Städte wie München, Hamburg und Münster Parkverbotszonen für die E-Tretroller eingerichtet – sie dürfen demnach nur mehr in bestimmten Bereichen abgestellt werden.
Braucht man für E-Scooter einen Führerschein?
Viele E-Scooter-Fahrer, die in Unfälle verwickelt waren, verhielten sich regelwidrig. Doch wie sehen die gesetzlichen Vorschriften für die Benutzung der E-Kleinstfahrzeuge eigentlich aus? Zunächst ist für den E-Scooter kein Führerschein vorgeschrieben, ein Mindestalter jedoch von 14 Jahren. Allerdings gibt es Verleiher der Tretroller, die voraussetzen, dass der Fahrer mindestens 18 Jahre alt sein muss. Außerdem gilt die Regelung nicht für einen E-Scooter mit Sitz und Straßenzulassung: Er darf nicht ohne Führerschein gesteuert werden und wird je nach möglicher Höchstgeschwindigkeit als (Leicht-)Mofa oder Kleinkraftrad geführt. Bei den gängigen sitzlosen Varianten greift dies nicht. Ebenwenig besteht für einen E-Scooter, der als Elektrokleinstfahrzeug gewertet wird, eine Helmpflicht.
E-Scooter-Unfälle: Wo dürfen die E-Tretroller überhaupt fahren?
Ob von Lime, Bolt, Tier oder anderen Anbietern – ein E-Scooter ist in wenigen Minuten gemietet. Doch wo ist das Fahren mit dem Gefährt zulässig? Prinzipiell müssen E-Scooter auf dem Radweg fahren. Schließlich sind die für eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h zugelassenen Roller ähnlich schnell wie Fahrradfahrende. Gibt es allerdings keinen Radweg, dürfen E-Scooter-Fahrer auf die Straße ausweichen. Verboten ist es hingegen, den E-Scooter auf dem Gehweg oder in der Fußgängerzone zu fahren.
Wie lassen sich E-Scooter-Unfälle vermeiden?
Wie die aktuelle Unfallstatistik zeigt, treten die häufigsten E-Scooter-Unfälle in Verbindung mit Autos auf. Verbände wie der TÜV und der ADAC fordern daher einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere der Radwege. So ließe sich verhindern, dass E-Scooter-Fahrer öfter auf die Straße wechseln müssen.
Wer sich mit dem E-Scooter sicher durch die City bewegen und auch andere Verkehrsteilnehmer schützen will, sollte auf folgende Aspekte achten:
- Die Geschwindigkeit entsprechend der Verkehrssituation anpassen
- Nur eine Person pro E-Scooter (Dies ist ohnehin gesetzlich vorgeschrieben.)
- nicht alkoholisiert fahren: Für E-Scooter-Fahrer gilt prinzipiell derselbe Alkoholgrenzwert wie für Autofahrer. Das bedeutet auch: Bei Führerscheinneulingen und Personen unter 21 Jahren muss die Blutalkoholkonzentration genauso beim Lenken des E-Tretrollers bei 0,0 Promille liegen.
- Wie beim Radfahren empfiehlt sich zudem das Tragen eines Helms, um die eigene Sicherheit zu erhöhen.
E-Scooter: Einige Gefahren vermeidbar
Über die Frage, ob der E-Scooter besonders gefährlich ist im Vergleich zu anderen Fahrzeugen, lässt sich streiten. Fakt ist, dass viele Unfälle mit den E-Kleinstfahrzeugen in Verbindung mit einem falschen Fahrverhalten und Missachtung der geltenden Regeln passieren. E-Scooter-Fahrer sind zudem laut Statistik überdurchschnittlich jung – sie neigen stärker zu einem riskanten Verhalten im Straßenverkehr. Wer auf das Mobilitätsangebot nicht verzichten möchte und zugleich weder eine Gefahr für sich noch für andere im Straßenverkehr darstellen will, sollte sich vor dem Gebrauch mit den gesetzlichen Bestimmungen vertraut machen, sich nach diese richten und vor allem: umsichtig und vorausschauend mit den E-Scootern fahren.